Digitalisierung – das neue Internet?
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Es ist noch gar nicht so lange her, da war ein Unternehmen schon modern, wenn es eine eigene Unternehmenswebsite hatte. Heute erwarten wir, dass ein Unternehmen im Internet – vor allem über Suchmaschinen – aufzufinden ist.
Findest du es zum Beispiel nicht seltsam, wenn eine Firma, ein Arzt oder auch ein Freelancer keine eigene Website hat?
Wie ist es nun mit der Digitalisierung? Erwarten wir von Unternehmen mittlerweile, dass sie vollkommen digital sind? Was bedeutet das überhaupt?
Das Internet startete als digitaler Informationskanal
Das Internet an sich wurde entwickelt, um Informationen weltweit austauschen zu können. Ursprünglich ging es darum, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern in Frankreich und der Schweiz zu verbessern. Ein kluger Kopf machte sich einen Kopf und es entstand: das World Wide Web (auf deutsch: weltweites [Kommunikations]netz, gegründet 1989 von Tim Berners-Lee).
Das Internet schlug ein wie eine Bombe! Und sorgte für einen rasanten Anstieg an der digitalen Speicher- und Austauschlust. Wir schrieben immer mehr E-Mails als Briefe, sprachen digitale Worte in Chats und Foren – und da Internet und Personal Computer Hand in Hand gehen, nutzten wir auch den PC immer mehr.
Das war der Anfang der digitalen Revolution!
Das Internet in Kombination mit immer leistungsfähigeren Computern öffnete ein Portal für alles Digitale. Yahoo! war sehr früh dran und bot in den frühen 90ern ein nach Themen sortiertes Online-Verzeichnis von Webseiten. ebay als Online-Auktionsplattform entstand ebenfalls kurz darauf. Und erinnert ihr euch an den Messenger ICQ? Auch die ersten Desktop-Programme, die das Internet nutzen, entstanden Mitte der Neunziger Jahre.
Es ist ein Wahnsinn, wie stark der Computer heute in unseren Alltag integriert ist. Oftmals schalten wir ihn morgens direkt nach dem Aufstehen an und erst abends vor dem Zubettgehen wieder aus. Vor allem die Zocker und Computer-Nerds unter euch (weibliche wie männliche) werden jetzt mit dem Kopf nicken ;). Wenn du dich nicht zu dieser Gruppe zählst, wird es dein Smartphone sein, dass entweder 24 Stunden in Bereitschaft steht oder zumindest von morgens bis abends dein treuer Begleiter ist.
Seit 2002 speichern wir übrigens wesentlich mehr Informationen digital als analog. Wir stecken also schon lange nicht mehr in einer digitalen Revolution, sondern im digitalen Zeitalter!
Shopping, Banking, Lernen und Informieren – alles wird digital
Esprit, H&M und Globetrotter – in der Stadt holen wir uns Beratung, aber wenn wir genau wissen, was wir wollen, oder zu faul sind, bestellen wir einfach im Online-Shop. Waaaaas? Mein Lieblingsladen hat keinen Online-Shop? Unvorstellbar!
Auch wenn bei vielen die Angst vor den digitalen Möglichkeiten immer noch groß ist – Online-Banking z. B. ist zwar bereits Normalität, aber es gibt immer noch viele, die dem Online-Banking misstrauisch gegenüberstehen. Wie es auch immer noch ältere Leute gibt, die ihr Geld lieber unter der Matratze verstecken, als es zur Bank zu bringen. Sind meine Daten (ist mein Geld) wirklich sicher?
Dennoch: Immer mehr alltägliche Aufgaben erledigen wir mit wenigen Klicks oder Touchgesten auf dem Smartphone. Und wie geil sind diese ganzen Lern-Apps, mit denen man eine beliebige neue Sprache oder Programmieren lernen kann. Das Wissen der Welt war niemals so nah und für alle greifbar! Und niemals waren unsere Bedürfnisse und Wünsche als Konsumenten so transparent. Das hat natürlich alles seine Vor- und Nachteile. Weshalb Datenschutz zu Recht ein sehr wichtiges Thema ist.
Digitalisieren bedeutet vor allem Daten besser zu nutzen
So transparent wie wir denken, sind wir jedoch (noch) nicht. Ja, Unternehmen sammeln viele Daten über uns. Aber vorhandene Daten richtig nutzen, tun die wenigsten.
Mit dem Aufschwung des Internets und der dazugehörigen Hardware (PCs etc.) entstand passende Software, die Unternehmensprozesse digitalisieren und vereinfachen sollte. Heute gibt es ERP- und CRM-Systeme, CMS und Redaktionssysteme, PIM-Systeme und und und. Excel und Word sind ebenso noch sehr beliebt bei Unternehmen.
Wozu führt diese Vielfalt an digitalen Lösungen? Zu Chaos und Redundanz (Redundanz bedeutet, dass die gleichen Daten mehrfach vorhanden sind)!
Hinzu kommt, dass Unternehmen in der Regel in Abteilungen organisiert sind. Diese sprechen in der echten, lebendigen Welt schon nicht miteinander. Wieso sollten sie sich dann die gleiche Software teilen? Was passiert also? Die digitalen Lösungen (wie die Abteilungen) in Unternehmen kommunizieren nicht miteinander!
Ein Beispiel: Der Kunde Thomas Maier hat also im Online-Shop auf Rechnung eingekauft. Nach zwei Wochen möchte er seinen Einkauf retournieren. Es ist ein Tag bevor das Datum des Zahlungsziels erreicht ist. Er loggt sich online ein, gibt an, dass er den gekauften Artikel retournieren möchte und druckt den Retourenschein aus. Am nächsten Tag erhält er eine Mahnung vom Unternehmen, er möchte doch die Rechnung bezahlen. Thomas Maier wundert sich, er hat doch online Bescheid gegeben, dass er den Artikel zurückschickt. Warum erhält er nun eine Mahnung?
Tja, warum? Ganz einfach: Die Retoure wird von einem anderen System bearbeitet als die Rechnung und das Mahnwesen. Oder im System ist keine Regel definiert: „Wenn Kunde im Zahlungsverzug und Retour eingeleitet, dann warte x Tage bis Eingang der Ware“. Der Eingang der Ware wird jedoch mit Sicherheit in irgendeinem ERP (Warenwirtschafts)-System erfasst. Wenn dieses nicht mit dem Mahnwesen kommuniziert, dann muss ein Mitarbeiter den Wareneingang der Retoure im System für das Mahnwesen manuell nochmal erfassen.
Zusammengefasst: Verschiedene Software-Systeme wickeln verschiedene Geschäftsprozesse in Unternehmen ab. Wenn die Software-Systeme nicht miteinander kommunzieren, haben Unternehmen immer nur einen Teilblick auf unsere Daten. Die eine Abteilung weiß, was wir wann bestellt haben, weiß aber nicht, ob wir mit unserem Einkauf zufrieden waren. Die andere Abteilung weiß, welche Probleme wir mit unserem Einkauf hatten, weiß aber nicht, ob wir bisher immer pünktlich bezahlt haben. Die andere Abteilung versucht, uns etwas zu verkaufen, kennt aber unsere vorherigen Probleme oder Einkäufe nicht.
Fazit: Wir wollen ins Internet und wir wollen digital werden sind zwei völlig unterschiedliche Dinge
Völlig unterschiedlich ist vielleicht ein wenig übertrieben. Doch es ist eine völlig andere Perspektive, wenn ich sage, ich will eine Website oder einen Online-Shop – oder ich will mein Geschäftsmodell digitalisieren.
Bei dem einen geht es nur darum, im Internet präsent zu sein. Auf dem digitalen Markt sichtbar zu sein und auch wahrgenommen zu werden. Beim Digitalisieren geht es für mich vor allem darum, die Arbeitsprozesse zu vereinfachen und zu automatisieren. Das schließt die Online-Präsenz mit ein, denn dort biete ich Kunden Funktionen an, damit diese ihre eigenen privaten oder beruflichen Aufgaben digital erledigen können, sei es über den Online-Shop einzukaufen, ein Support-Ticket zu erstellen oder mit mir als Unternehmen in Kontakt zu treten.
Das Digitalisieren hört jedoch nicht bei der Online-Präsenz auf. Beim Digitalisieren schauen wir genau auf die Prozesse, die im Hintergrund ablaufen. Wie wird eine Bestellung bearbeitet? Wie kommt die Bestellung zur Produktion? Wie kommt die Bestellung zum Versand? Und wie wird der Kunde über den Bestellstatus oder etwaige Probleme informiert?
Ein Unternehmen digital zu transformieren bedeutet, Geschäftsprozesse miteinander zu verbinden, einen langen Datenfluss zu schaffen, der Daten aufnimmt und weitergibt – und das prozess- und abteilungsübergreifend.
Kurz gesagt: Die Digitalisierung geht viel weiter als einfach nur im Web präsent zu sein. Sie sorgt für eine bessere Kommunikation. Sie macht Unternehmen effizienter.